Necronomicon-Schriftzug



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NECRONOMICON aus Aachen war eine der wenigen progressiven Gruppen, die es schon in den 70er Jahren wagten, ihre Songs in deutscher Sprache vorzutragen. Gitarrist und Sänger Walter Sturm, Norbert Breuer, ebenfalls an der Gitarre und Sänger sowie Gerd Libber am Bass taten sich im Sommer 1970 zusammen und ergänzten die Gruppe durch den Schlagzeuger Harald Bernhard. Als fünfter Mann kam etwas später Fistus Dickmann am Keyboard dazu. Als Gruppennamen wählten sie Necronomicon, nach dem Buch von H.P. Lovecraft und waren damit die erste deutsche Rockband unter diesem Namen, lange bevor die jetzt noch aktive Metal-Trash-Formation mit dem gleichen Namen auf der Rockbühne erschien.

1971 übernahm Detlev Hakenbeck den Bass und gab ihn 1972 an Bernhard Hocks weiter. In ihrer Anfangszeit hatten Necronomicon noch Stücke von John Mayall, Pink Floyd, Ten Years After, Black Sabbath, Uriah Heep und Deep Purple nachgespielt. Ihre ersten eigenen Werke waren dann englisch gesungen. Die Gruppe entschloss sich, eine Langspielplatte herauszubringen, die "History of a planet" heißen sollte. Doch noch bevor es dazu kam, gingen sie zu deutschen Texten über, geschrieben von Norbert Breuer, um auf die Dinge aufmerksam zu machen, die ihnen unter den Nägeln brannten: gedankenlose Umweltzerstörung, Überbevölkerung, Ausbeutung, Un­gerech­tigkeit, Gewalt.

Im Frühjahr 1972 nahmen sie in einem kleinen Studio im holländischen Kerkrade auf einem Zweispurbandgerät von Revox sechs Titel für eine LP auf, die sie bei der Carl Lindström GmbH in Köln in einer Auflage von 500 Stück fertigen ließen. Der Titel "Tips zum Selbstmord" hat nichts mit Anleitungen zu tun, wie man individuell das eigene Leben beenden kann, sondern bezieht sich auf die Verwüstung der Erde durch den Menschen, der sich damit seine eigenen Lebensgrundlagen entzieht. Für die selbstgeklebte Hülle ließ die Gruppe sich etwas ganz besonderes einfallen: Sie ist fünffach auffaltbar, besteht also aus sechs quadratischen Flächen, die aufgeklappt ein Kreuz bilden. Das ganzheitliche, 1972 erstmalig realisierte inhaltlich einheitliche Gesamtkonzept vom Gruppennamen, der Rockmusik, den deutschen Texten und dem Titel der LP fand seine künstlerische Komplettierung in der Cover­gestaltung von Harald Bernhard, dem Schlagzeuger der Gruppe und zwar nicht nur formal (Kreuz), sondern insbesondere auch inhaltlich. Eine Gesamtansicht der Hülle ist in der Diskographie zu finden. Auf dem orange-farbigen Label der Schallplatte steht in schwarzer Schrift "Best Prehodi F 60.634". Das ist eine eigene Erfindung und besteht aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Bandmitglieder, wobei die von Norbert Breuer um der besseren Lesbarkeit willen etwas verändert wurden. Finanziell unterstützt wurde die Produktion damals im wesent­lichen von Hubert Herwartz, einem Freund der Gruppe.

1973 kam Dieter Ose für Fistus Dickmann an die Tasten, und den Bass übernahm wieder Gründungsmitglied Gerd Libber.
Walter Sturm war vorübergehend ausgestiegen, um bei Rufus Zuphall zu spielen, kam aber 1974 zurück. Im gleichen Jahr, als sie schon mit einigen neuen Stücken auftraten, ließen sie zu Werbezwecken ein edles Faltblatt in Glanzausführung drucken. Darin heißt es unter anderem:
"Unsere Musik soll auch jene ansprechen, die sich kaum bzw. niemals mit den Tatsachen der Kriege, der sozialen Missstände und der Umweltgefährdung auseinandersetzen. Deshalb kombinieren wir unsere Musik mit deutschen Texten. Charakteristisch für den Musikstil von Necronomicon sind, soweit eine Einordnung erforderlich ist, Einflüsse aus Klassik, Jazz, Folklore und Rock. Mehrstimmiger Gesang wird als wichtiges Klangelement eingesetzt. Es zeigte sich bei vielen Konzerten, dass die Musik der Gruppe einen breiten Publikumskreis anspricht."

1976 kam es zur Auflösung von Necronomicon. Doch ein paar von ihnen konnten sich damit nicht abfinden und machten schließlich doch unter dem alten Namen weiter. Es waren Walter Sturm, Harald Bernhard und Dieter Ose. Für den Bass holten sie sich Bernd Oppitz. Wichtige Neuerung: Statt deutsch sangen sie nun englisch, und davon gibt es noch Mitschnitte. In der genannten Viererbesetzung machten sie unverändert bis 1981 weiter und lösten sich dann endgültig auf. Nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod von Dieter Ose im August 2007 wurden diese Mitschnitte des neuen Programms 2009 auf der CD "Strange Dreams" veröffentlicht.

2010/2011 NECRONOMICON IS COMING BACK. Seit Ende 2010 machen wir in nahezu Originalbesetzung (Harald Bernhard, drums; Norbert Breuer, Git.; Gerd Libber, Bass; Walter Sturm, Git.) wieder Musik. Als Keyboarder wirkt jetzt Helmut Herzog mit Original-Sound (Hammond plus Leslie) und zusätzlicher Mellotron-Emulation mit. Seit 2013 bereichert Karl Swiontek den Sound mit Flöte und Saxophon.

Band im Keller von Zerkall

Wir haben inzwischen Studioaufnahmen von Songs aus unserer Zeit zwischen 1972 und 1974, die nie richtig dokumentiert wurden, gemacht und auf der neuen Vinyl-LP "HAIFISCHE" plus CD (wieder als Privatpressung mit begrenzter Auflage unter unserem eigenen NECRONOMICON Label) am 22. Dezember 2012 im Rahmen eines Konzerts veröffentlicht. Weitere Details finden sich in den "News" auf der ersten Seite und in der "Discographie" auf dieser Website. Wir planen, diese Werke durch neue Kompositionen zu ergänzen.

Dezember 2016 DOPPEL-VINYL-LP "NECRONOMICON Live in Concert 1973".
Im Juni 1973 lud der damalige Leiter der Neuen Galerie - Sammlung Ludwig, Aachen, Dr. Wolfgang Becker, NECRONOMICON im Rahmen einer Gemäldeausstellung - zu einem Konzert im Ballsaal des Alten Kurhauses Aachen ein - des New Yorker Künstlers Ben Schonzeit. Damals entstand ein Stereo-Bandmitschnitt des Konzerts, der in Vergessenheit geriet. Anfang 2014 wurde ein Tonband mit der Aufnahme dieses Konzerts im Archiv des Aachener Ludwig-Forums entdeckt. Die Stereo-Tonqualität war so gut, dass sich NECRONOMICON entschloss, den über 40 Jahre alten Live-Mitschnitt als authentisches Zeitdokument auf einer Doppel-Vinyl-LP Live in Concert 1973 zu veröffentlichen. Diese LP stellte die Gruppe auf dem ausverkauften Konzert am 23.01.2016 im SPACE des Ludwig-Forum erstmalig einem interessierten und offensichtlich begeisterten Publikum vor.